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Quo Vadis Bar Convent Berlin?

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Kaum zu glauben das schon wieder eine Woche vergangen ist seit der Eröffnung des Bar Convent Berlin 2014. "Bartenders Christmas" zog wieder Besucher aus ganz Europa an, die sich in der Hauptstadt über alle Neuigkeiten in der Szene informierten. An zwei Tagen hatten die knapp 10.000 Besucher Zeit sich ca. 500 flüssige Produkte von 170 Ausstellern zeigen zu lassen. Dazu kamen noch unzählige Vorträge, Produktvorstellungen und Verkostungen verteilt auf sechs Bühnen.
 
Mein erster Eindruck, als ich erfolgreich in die Messe gekommen bin (das Zugang-System an der Pforte ist abgestürzt), war folgender: "Wow ist das groß!". Aufgeteilt auf drei Hallen war der BCB größer denn je. Danke der großzügigen Wege kam es, trotz des großen Andrangs, immerhin zu keinen Verstopfungen in der Räumlichkeiten. Zwischen den dominanten Ständen der großen Industrievertreter befanden sich die unzähligen kleinen Ständen mit den gewohnten Bars. Diese schienen angesichts der Dimensionen geradezu verloren in den Hallen. Nur all zu schnell übersah man hier ein interessantes Produkt. Dies geschah auch mit altbekannten Gesichtern aus der Barwelt. Hier sehne ich mich dann doch wieder zurück an die Anfangszeiten des BCB. Man konnte sich in ruhe Zeit nehmen sich alles anzusehen, sich zu unterhalten oder man machte einfach ein kleines Päuschen in einer ruhigen Ecke. Das ganze System wird immer schneller und hektischer: Ein kurzes Gespräch auf dem Weg von einem Aussteller zum Anderen und gleich wieder weiter zu einem Vortrag welcher zeitlich schon wieder mit einem Tasting kollidiert... Zumindest das German Rum Festival, das immer am Wochenende vor dem Barconvent an selbiger Location stattfindet, kann noch mit diesen Attributen punkten. Ein dritter BCB-Tag könnte hier Abhilfe schaffen. Ob das von Seiten der Aussteller und des Veranstalters allerdings sinnvoll ist wage ich nicht zu beurteilen.
 
Dieses Jahr gab es auch erstaunlich viel Neues zu sehen. Ein wirkliches Must-Have-Highlight konnte ich darunter aber nicht ausmachen. Vieles ist belanglos, gibt es bereits in ähnlicher Form von der Konkurrenz auf dem Markt oder diese macht es schlichtweg besser. Auffallend war die enorme Präsents von neuen Wermutherstellern und -sorten sowie von Gin aus sämtlichen Ländern dieses Planeten. Es scheint fast so als wird 2015 das Jahr des Martinez-Cocktails was ich persönlich sehr begrüßen würde. Hier fand ich einen schweizer Gin ganz nett welcher kurz in Wermutfässern nachgereift wurde als Sipping-Gin. Bei den Weinen konnte mich die Produktreihe von Belsazar überzeugen welche zwar nicht neu auf dem Markt ist aber mir noch unbekannt war. Begeistert war ich von dem neuen Cocchi Vermouth Amaro. Aromatischer und runder als der normale Wermut von Cocchi ist dieses Produkt für mich die interessanteste Neuerung auf dem Getränkemarkt.
Im Whisky-, Cognac-, Wodka- und Rumsektor ist nichts wirklich spannendes passiert in den vergangenen zwölf Monaten. Genießer und Sammler von Rum werden dafür im kommenden Jahr vermehrt mit Rum aus der Caroni-Destillerie konfrontiert sein. Da diese nun endgültig geschlossen hat werden die verbleibenden Fässer vorallem als limitierte Sonderabfüllungen von diversen Importeuren vertrieben. Die Rums sind durch die Bank weg von würzig-kräftiger Natur und noch bezahlbar. Caroni beim Rum könnte das werden was Port Ellen beim Whisky ist.
Auch die Hersteller von Softdrinks/Fillern schlugen sich um die Gunst der Besucher in einem noch nicht dagewesenen Ausmaß. Ginger Beer mit Fichtennadeln versetzt oder Tonic mit Kirscharoma gefällig?
Unter dem Label "Brew Berlin" fanden sich auch zahlreiche (Craft-)Bierbrauereien zwischen den Bars des Hochprozentigen. Hier Spiegelt sich der Trend zum neuen Bier wieder welcher seit geraumer Zeit die Bars unsicher macht. Vermutlich wird sich der BCB in der Biersparte noch deutlich vergrößern über die nächsten Jahre. Wenn diese schon extra unter dem Namen "Brew Berlin" läuft wäre es fast angebracht diese Aussteller alle zusammenzufassen und nicht zwischen den andern Spirituosen zu platzieren. Hierbei hat man wahrscheinlich die Sorge daß das Bier auf dem Convent zu sehr vernachlässigt wird.
 
Ebenfalls etwas vernachlässigt wurde auch die Verpflegung auf dem BCB. Lange Schlangen und lange Wartezeiten waren normal um etwas essbares zu erhalten. War man nicht schnell genug vor Ort gab es zudem gegen Ende des Tages nichts mehr da alles ausverkauft war. Das ist scheinbar eine alte Tradition des Convents denn das hat seit 2006 noch nie wirklich funktioniert...
 
Während die kleinen Aussteller ihre Waren präsentierten gingen die großen Häuser wie Diageo, Borco oder Pernod-Ricard andere Wege. Bei diesen gab es zwar fast nur die üblichen Spirituosen zu sehen (wie jedes Jahr) aber dafür zog man hier zusätzlich das volle Register an namhaften Bartendern heran welche im Wechsel für die entsprechende Firma den Shaker schwangen. Es geht weniger um die Produkte als vielmehr um das simple Erzeugen von Aufmerksamkeit. Langsam aber sicher schleicht sich europaweit eine Pop-Kultur in die Cocktail-Szene ein. Aber der Erfolg gibt dem recht! So wurden aus diesen Ausstellern nebenbei die kommunikativsten Treffpunkte der gesamten Messe. So macht das ganze richtig Spaß! Zudem beweist es erneut das ein guter Bartender maßgeblich am Erfolg einer Bar beteiligt ist.
 
Positiv aufgefallen ist mir hingegen das Fehlen von stark angetrunkenen Besuchern - zumindest sind mir keine aufgefallen. Der Bar Convent Berlin ist die Fachmesse in Europa und muss dieses auch bleiben. Wer saufen will ist hier ganz falsch und hat nichts beim "Bartenders Christmas" zu suchen. Man will hier neue Kontakte knüpfen und sich Neuigkeiten ansehen. Wer etwas anderes möchte sollte lieber zum Ballermann fliegen. Wie im Vorfeld schon auf anderen Webseiten berichtet entschloss man sich kurz vor knapp das Wort "Fachmesse" sehr wörtlich zu nehmen und einen Teil der Cocktail-Connaisseure systematisch auszuschließen. Letztendlich konnte sich das Cocktaildreams-Forum im internen Gespräch mit den Veranstaltern auf eine Lösung einigen und es kam zu keinen weiteren Komplikationen beim Einlass. An dieser Stelle bitte ich darum für das nächste Jahr frühzeitig Überlegungen für den Zugang der wenigen Cocktailnerds zu realisieren. Erste Gedanken dazu haben wir uns schon vor Ort nebenbei gemacht. Wir sind lediglich um die dreißig Liebhaber der Barkultur vor Ort und schätzen den BCB sehr und wissen wofür er steht. Zumindest ist der Barconvent für 2015 schon fest in den Terminkalendern integriert. Die Vorfreude beginnt bereit wieder zu steigen...

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